Da sich ja auf der IFA bei mir wieder jede Menge Visitenkarten angesammelt haben, habe ich mich auf die Suche gemacht, diese einfach zu digitalisieren. Hierfür suchte ich eine App für mein Android-Smartphone. Die zwei Besten sind scheinbar Business Card Reader Lite von Abbyy und CamCard Lite – Business Card Reader von IntSig. Im Vergleich habe ich ersteinmal beide Lite-Versionen gegeneinander verglichen. Für die jeweilige Vollversion sind die Unterschiede größer.
Starten wir mit dem Business Card Reader von Abbyy.
Abbyy ist vor allem für ihre OCR-Lösungen bekannt, welche viele der Konkurenten von Abbyy selbst lizenzieren. Das Scannen der Visitenkarten ist relativ einfach, man legt die Karte auf den Tisch, achtet auf gute Beleuchtung und macht ein Foto. Jetzt versucht die App die Daten auf den Karten zu erkennen und auch gleich richtig einzuordnen, wie z.B. Telefon geschäftlich oder Telefax geschäftlich. Bei den meisten Karten funktionierte dies relativ problemlos und die relevanten Informationen wurden meist zu 90% erkannt. Falls die Software mal ein paar Buchstaben nicht 100% zuordnen kann, werden dies rot markiert dargestellt.
Abbyy’s App erkennt 20 Sprachen, bei denen auch mehrere gleichzeitig als aktiv geschalten werden können zur Erkennung. Sprich man muss nicht immer zwischen verschiedenen Sprachen in den Einstellungen hin und her wechseln und falls doch, geht das direkt über das Hauptmenü. Unten sieht man die entsprechenden Flaggen angezeigt. Es wird jedoch empfohlen nicht mehr als 3 Sprachen gleichzeitig aktiviert zu haben.
Nach erfolgreicher Erkennung und Verbesserung der Informationen lässt sich dier Kontakt direkt im Telefonbuch des Gerätes speichern. Hier öffnet sich auch wieder ein Menü und man kann das entsprechende Konto auswählen, z.B. sein Google Konto oder doch den Exchange-Account der Firma. Desweiteren lassen sich auch die Kontakte inklusive Foto der Visitenkarte noch im “Cardholder” speichern. Eine digitale Visitenkarten-Mappe.
[alert color=”2200FF” title=”Wichtig”]Bei der Lite-Version der App werden nur der Vor- und Nachname so wie die erste erkannte Telefonnummer gespeichert.[/alert]
Hat man die Karte gespeichert und ruft öffnet diese, so kann man in der Lite-Version auch noch nach der entsprechenden Person auf Facebook suchen. In der Vollversion dann zusätzlich noch auf Twitter und LinkedIn. Es kann direkt in der App nach den gespeicherten Kontakten gesucht werden und diese können ebenfalls in verschiedene Gruppen aufgeteilt werden. Auch die Sortierreihenfolge lässt sich festlegen. Wer mag kann die gespeicherten Kontakte im Cardholder via E-Mail, SMS und W-LAn mit anderen austauschen. Für die W-LAN funktion müssen aber beide im gleichen Netzwerk sein und benötigen die App.
Die Cardholder-Datenbank lässt sich auch sichern und bei Bedarf wiederherstellen. Ansonsten funktioniert die App wie sie soll. Für die Vollversion fallen 7,99€ an.
So machen wir uns an CamCard Lite von IntSig, welche auch CamScanner entwickeln. CamScanner ist eine App zum erfassen von Rechnungen, Belegen und Co. und ist für mich ebenfalls soweit die beste App die ich gefunden habe auf diesem Gebiet, aber zurück zu den Visitenkarten.
CamScanner Lite ist die bete Alternative, wenn man die App nicht kaufen möchte. Wobei ich jedem nur empfehlen kann, den Service zu unterstützen. Es gibt hier auch bei der gratis Version zwei Modelle.
Wenn man sich nicht registriert und einfach die App so nutzt wie sie kommt, kann man zu Beginn 50 Visitenkarten scannen und jede Woche 2 weitere nach der ersten Anwendung, diese summieren sich aber nicht auf. Wird die App in einer Woche nicht genutzt, dann verfallen auch die zwei “Freiscanns”.
Registrierst man sich jedoch so erhält man zu Beginn 100 Visitenkartenscanns und jeweils 10 weitere pro Woche. Dies düfrte für viele ausreichend sein und man kann die App somit auch ohne Kauf nutzen. Jedoch wird bei beiden Versionen Werbung eingeblendet.
Auch hier verläuft das Scannen von Karten ähnlich wie bei der App von Abbyy. Man fotografiert die Visitenkarte ab und die App versucht die Informationen automatisch zu erkennen. Auch hier kann man mehrere Sprachen gleichzeitig aktivieren. Insgesamt sind 16 Sprachen verfügbar. Was mir hier gut gefällt ist, dass das Foto zugeschnitten wird und man direkt nur die Visitenkarte sieht, als wäre es ein 1 zu 1 Scan. Wenn man will kann man auch noch eine Rücksetie für die aktuelel Visitenkarte hinzufügen, falls diese eine Besitzt.
Auch hier kann man den Kontakt wieder in einem “Card Hoder” speichern und/oder auch zum Telefonbuch hinzufügen. Natürlich kann man auch das entsprechende Konto auswählen.
Aber ein Highlight der App dürfte wohl die Synchronisation zwischen mehreren Geräten und sogar dem Web-Portal sein. Scannt man auf einem Gerät eine Karte oder editiert diese, werden die Änderungen auf alle anderen verknüpften Geräte auch angewandt. Das Design der kompletten App und vor allem des Card Holers überzeugt mich hier am meisten von den Beiden. Auf dem Tablet ist das Design noch um einiges schöner und kommt einem echten Visitenkarten-Organizer gleich. Wenn man einen Kontakt öffnet im Card Holder, sieht man als erstes die Vorderseite seine Karte. Auf Knopfdruck lässt sich diese wenden (falls eine Rückseite hinterlegt ist) und auch direkt auf den ganzen Bildschirm vergrößern.
Bei CamCard lässt sich auch nach dem Kontakt bei LinkedIn suchen, hier fehlt jedoch die Facebook und Twitter Integration. Aber da diese App mehr auf berufliche Kontakte aufbaut reicht hier auch LinkedIn völlig aus. Ich möchte nicht all meine Geschäftspartner auch auf meinem privaten Facebook-Account haben. Im Card Holder können die Kontakte auch direkt gesucht werden und auch die Sortierreihenfolge lässt sich festlegen. Wer will kann die Kontakte auch in verschieden Gruppen aufteilen und ein Kontakt kann auch in mehrere Gruppen eingeteilt werden. Auch hier kann die Datenback auf der SD-Karte gesichert werden und auch bei Bedarf wiederhergestellt, was jedoch wegfallen sollte, wenn ihr einen Account anlegt. Auch das sharen ist hier kein Problem und möglich über SMS, E-Mail, QR-Code und selbst alle in Android eingebundenen Methoden des Sharings. Sprich ihr könnt es nahezu überall hin “sharen” und das einfach und bequem.
Aber die App hat noch ein weiteres Feature zu bieten. Die sogenannte AR-Card. Hier scannt man seine eigene Visitenkarte und man kann dazu verschiedene Infos hinterlegen, wie 3D-Modelle von Produkten, Videos, Bilder, Links und vieles mehr. Seht euch einfach das Video unten an. Um auf die AR-Card zugreifen zu können, muss die andere beteiligte Person eure eigene Visitenkarte auch über CamScan einscannen.
Eure AR-Karte könnt ihr jederzeit updaten und jeder der euch dann gespeichert hat bekommt eine Notiz neben eurer Karte, dass diese upgedated worden ist. Wirklich tolle Sache und bringt einen deutlichen Mehrwert. In der Vollversion kostet die App 9,99€.
https://www.youtube.com/watch?v=t3MhnyqDiTI
Fazit:
Für mich ist der Gewinner definitiv CamCard, sogar in der Lite-Version ist die App für den Einsatz bereits voll gerüstet. Hingegen bei Abbyy bekommt man in der Lite-Version nur 3 Felder abgespeichert, der Rest wird verworfen. Auch gefällt mir das die Visitenkarte auf die jeweilige Größe zugeschnitten wird und man nicht eine Art “Schnappschuss” dann in seiner Datenbank hat, was für mich eher unprofessionell wirkt. Sehr schön ist auch die Cloudsynchronisierung und die Bearbeitung im Web. Die App ist auch für iOS verfügbar. Ein weiteres geniales Feature ist die AR-Card, wie oben schon erklärt. Dies bringt einen deutlichen Mehrwert. Für jeden der die App und den Card Holder verwenden möchte, empfehle ich den Kauf der App, wenn man vielleicht nur ein paar Kontakte ins eigene Telefonbuch bringen will, dann ist die Lite-Version ausreichend.
Von der Genauigkeit des Scanns sind beide gleich auf, wo die eine App Probleme hatte, hatte die andere App keine und umgekehrt. Also ein klarer Sieg für CamScan. Was ich bei beiden vergessen habe zu erwähnen, man kann auch eine bereits abfotografierte Visitenkarte aus der Gallerie importieren.
PS: Die Bilder wurden an einigen Stellen aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht. In der App sieht man aber alles von Namen bis hin zu den Kontaktdaten.